27. September - Welttourismustag 2020
- Lass uns über das Reisen von morgen nachdenken!
Der Welttourismustag wurde bereits 1980 von der Welttourismusorganisation (UNWTO), eine Sonderagentur der Vereinten Nationen, ins Leben gerufen. Er wird jährlich von Touristen und Angestellten im Tourismus gefeiert und zeigt die Bedeutung des Tourismus für die internationale Gemeinschaft sowie seine Auswirkungen auf soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Werte weltweit.
Wenn ich mir den Begriff Welt-Tourismus-Tag-2020 einmal durch den Kopf gehen lasse, dann erscheint er zunächst etwas konträr aufgrund der aktuellen Lage. Die Welt ist 2020 durch Corona geprägt und die nötigen Schutzmaßnahmen und Reisebeschränkungen haben dem Tourismus eine derbe Schelle verpasst.
Die harten Fakten
Die Reisebranche und das Gastgewerbe, welche weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen und rund 100 Millionen Beschäftigten zählen, müssen derzeit massive Verluste verkraften. So unternahmen die Deutschen im vergangenen Jahr etwa 71 Millionen Urlaubsreisen im In- und Ausland und gaben dafür ca. 73 Milliarden Euro aus.
Laut aktueller Zahlen der UNWTO gingen die internationalen Touristenankünfte im ersten Halbjahr 2020 um 65% zurück. (www.unwto.org) Der massive Rückgang der internationalen Reisenachfrage im Zeitraum Januar bis Juni 2020 bedeutete einen Verlust von 440 Millionen internationalen Ankünften und Exporteinnahmen aus dem internationalen Tourismus in Höhe von rund 460 Milliarden US-Dollar. Das sind Summen, die man sich bildlich schlecht vorstellen kann.
Die neuen Chancen – Wertewandel und mehr Nachhaltigkeit
Eins steht fest, das Reisen von morgen wird wohl anders sein, als wir es bisher gewohnt waren. Aber eine andere Art zu Reisen muss nicht schlechter sein. Ich bin überzeugt, wir werden unsere Reiselust auch künftig aufrechterhalten. Aber Urlaub wird wieder wertvoller. Vielleicht bietet sich uns die Chance, etwas achtsamer, verantwortungsvoller und wertschätzender zu verreisen. Nutzen wir also diese ungewöhnliche Zeit für einen Neubeginn mit mehr Genügsamkeit und Respekt für Natur und andere Kulturen?
Schon J.F.K sagte: „Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.“
Wenn wir also die Gelegenheit wahrnehmen und unsere Art zu reisen nun umweltgerechter und nachhaltiger gestalten, kann das auch ohne Komfortverzicht, dafür aber mit mehr Abenteuer, Individualität, Einfachheit und Gesundheitsbewusstsein zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
An dieser Stelle möchte ich erneut die UNWTO zitieren, die erklärt: „Nachhaltiger Tourismus sollte auch ein hohes Maß an touristischer Zufriedenheit aufrechterhalten und den Touristen eine sinnvolle Erfahrung bieten, ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen schärfen und nachhaltige Tourismuspraktiken unter ihnen fördern.“ Zufriedenheit – Erfahrung – Bewusstsein, alles Begriffe, die ich mit einer gesunden Selbstreflexion verbinde, welche sich auf Reisen meist anbietet.
Die Umweltbilanz der Pandemie ist heute schon sichtbar: saubere Strände am Mittelmeer, weniger CO2 Ausstöße durch Flugzeuge und damit eine verbesserte Luftqualität und verringerter Rohstoffverbrauch. Wenn man also diesem Jahr etwas Positives abgewinnen kann, dann sind es die Auswirkungen auf unsere Umwelt. Ohne eine intakte Natur würde auch das Reisen keinen Spaß machen, so viel steht fest. Jedoch sind diese „Corona-Effekte“ nur kurzzeitig und bedeuten nicht, dass bestehende nachhaltige Maßnahmen nicht weitergeführt werden müssen. Es ist wichtig, die langfristigen Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt nicht aus den Augen zu verlieren.
Wird die Erfahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kampf gegen Corona dazu führten, dass auch der Klimawandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird? Es bleibt zumindest die Hoffnung auf den Erhalt des positiven Trends zum nachhaltigen Reisen. Dazu gehört die sorgsame Auswahl des Transportmittels, der Unterkunft sowie der Beschäftigung vor Ort unter nachhaltigen Kriterien. Wer also mit der Bahn in ein nachhaltig zertifiziertes – im besten Falle sogar klimaneutrales – Hotel oder Hostel verreist, vor Ort regionale und saisonale Speisen bevorzugt und die Umgebung bei Wanderungen und Fahrradausflügen erkundet, reist definitiv nachhaltiger und wird mit unbeschreiblich schönen Erlebnissen belohnt.
Ich stelle mir vor, dass wir so nicht nur erholt und gestärkt aus dem Urlaub zurückkehren, sondern auch mit einem guten Gefühl, einen positiven Effekt auf die Umwelt, den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie der Ressourcen, den Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes und das Wohlbefinden anderer Menschen bewirkt zu haben.
Lust auf Urlaub im eigenen Land
Social Distancing - kein Bock auf Massentourismus! Die Pandemie hat uns gelehrt, Abstand zu halten. Gewimmel im Flugzeug, Massenabfertigung auf dem Kreuzfahrtschiff, volle Strände auf Mallorca und Gedränge in der Londoner U-Bahn sind momentan nicht gerade Traumvorstellungen der meisten Menschen. Unberührte Natur, frische Luft, weite Ausblicke und kurze Anfahrtswege – ein Urlaub in Deutschland kann spannend, gesund, erholsam, erlebnisreich und zugleich lehrreich sein.
Besinnen wir uns also zurück auf die Schätze im eigenen Land, die es zu entdecken gilt! Du kennst sie vielleicht noch nicht alle?
Deutschland bietet einmalige Naturwunder, wie Harzer Teufelsmauer, Wattenmeer, Elbsandsteingebirge, Vulkan-Eifel, Spreewald, Rügener Kreideküste, Lüneburger Heide, Mecklenburger Seenland, Bayerischer Wald, Blumeninsel Mainau, Schwarzwald und vieles mehr. Außerdem gibt es 2 Meere, fast 900 Flüsse, mehr als 12.000 Seen und über 40 Mittelgebirge in unserem Land.
Kultur und Historie kannst du auch in unseren Städten erleben – auch die Kleinstädte bieten ungeahnte Erlebnisse und spannende Geheimnisse. Attraktionen wie Schloss Sanssouci, Gedenkstätte Berliner Mauer, Dresdner Frauenkirche, Schloss Neuschwanstein, Hamburger Speicherstadt, Dessauer Bauhauskunst, documenta in Kassel, Dom zu Köln, Zollverein Essen, Porta Nigra in Trier, Auerbachs Keller in Leipzig, Spielzeugstadt Seiffen (Erzgebirge), Mercedes-Benz-Stadt Stuttgart, Görliwood, Nürburgring oder Lutherstadt Wittenberg – bringen dich zum Staunen und bieten fantastische Kulissen für Fotos als Urlaubserinnerungen oder für Instagram & Co.
Um dir mal den Mund wässrig zu machen, erinnere ich dich noch an Leckerbissen, die es nur bei uns gibt: Thüringer Rostbratwurst, Schwäbische Maultaschen, Berliner Currywurst, Bayerische Schweinshaxe, Pfälzer Zwiebelkuchen mit neuem Wein, Nordseekrabben, Weißwurst, Dresdner Stollen, Schwarzwälder Kirschtorte, Pulsnitzer Pfefferkuchen, Lübecker Marzipan sowie die Deutsche Bier- und Weinkultur. Genuss bedeutet Glückseligkeit und die gehört zum Urlaub dazu.
Lass dich also inspirieren und sei offen für nachhaltige Erlebnisse in Deutschland.
Ach, und wer den Blick auf die Welt nicht verlieren möchte – dem bieten sich durch die Digitalisierung gerade heute wunderbare Möglichkeiten, virtuell zu reisen. 😉 In diesem Sinne, viel Spaß im nächsten Urlaub!
Deine Anja
PS: Nachhaltig zertifizierte Hotels und Hostels findest du auf greenline-hotels.com und Reisetipps in Deutschland erhältst du auf www.greenline-hotels.com/reiseregionen