Feiern geht auch nachhaltig!
So veranstaltest du deine grüne Sommerparty
Die Lage hat sich entspannt. Momentan kosten viele von uns den Sommer in vollen Zügen aus. Regelmäßig wird zum gemeinsamen Grillen im Garten, auf dem Balkon oder sogar im Park eingeladen. Ich liebe diese lauen Sommerabende mit einer leckeren Limo oder einem kühlen Bier in der Hand, während vom Grill köstliche Düfte herüberwehen.
Leider haben die idyllischen Feiern häufig einen Haken. Es entstehen große Mengen an Plastikmüll und auch die Klimabilanz des beliebten Grillguts ist nicht lobenswert. Deshalb möchte ich dir in diesem Artikel einen Einblick geben, wie du deine Sommerparty relativ unkompliziert nachhaltiger gestalten kannst.
Wer sammelt Klima-Minuspunkte?
Im Jahr 2011 hat der TÜV Rheinland die Ökobilanz für das klassische Zwei-Familien-Grillevent aka acht Personen aufgestellt – bis zu 18 Kilogramm Treibhausgase können dabei ausgestoßen werden. Das entspricht einer Autofahrt von 120 Kilometern! Die meisten Emissionen verursacht jedoch nicht der Grill selbst, wie man vielleicht vermuten könnte. Ob Kohle, Elektro oder Gas spielt eher eine untergeordnete Rolle. Nein, 95 Prozent der Treibhausgase werden durch Steak, Würstchen und Co freigesetzt. Klimasünder Nummer 1 ist dabei Rindfleisch (1 Kilogramm entspricht 28 Kilogramm CO2!), gefolgt vom Grillkäse. Geflügel- und Schweinefleisch habe eine etwas bessere Klimabilanz, jedoch bei weitem nicht so gut wie die von Gemüse (1 Kilogramm entspricht weniger als 1 Kilogramm Treibhausgase).
Schau doch mal über den Tellerrand!
Wie du siehst, ist nicht nur ein geringerer Fleischkonsum nötig, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, sondern auch weniger Verzehr von Milchprodukten wie z.B. Käse. Aber keine Sorge, es gibt tolle Alternativen! Ersatzprodukte aus Soja, Weizenprotein, Hülsenfrüchten und Ähnlichem haben längst das uncoole Image abgelegt und auch im Geschmack einiges zu bieten. Mittlerweile führt fast jeder Supermarkt Veggie-Burger, Soja-Bratwurst und Tofu, wobei die meisten Produkte auch direkt auf den Grill gelegt werden können. Wer auf gar keinen Fall auf Fleisch oder Käse verzichten möchte, sollte dem Tierwohl zuliebe zumindest zum Bio-Siegel greifen. Bei Fisch gilt es darauf zu achten, möglichst ungefährdete Arten zu kaufen sowie ebenfalls auf Bio-Zertifizierungen und das Marine Stewardship Council (MSC)-Label zu achten.
Und schließlich gibt es ja noch das oft unterschätzte Gemüse. Zucchini, Süßkartoffel, Pilze, Aubergine und Paprika schmecken gegrillt super und eine schnelle Marinade aus Öl und ein paar Gewürzen bekommt doch jeder hin (eignet sich auch für naturbelassenen Tofu).
Sommerliche Erfrischungsgetränke sind ebenfalls ohne große Schwierigkeiten gezaubert. Mit heimischen Kräutern aus dem Garten, Ingwer, Gurke oder Zitrone lassen sich leckere Limonaden und Eistees herstellen; Leitungswasser erspart das Schleppen von Wasserflaschen. Beim Alkohol ist Bier gegenüber härteren Spirituosen zu bevorzugen (nicht nur, um den Kater im Rahmen zu halten). Das kommt in Mehrwegflaschen und stammt im Idealfall aus der Region.
Grillen mit Stil und Umweltbewusstsein
Beim eigentlichen Akt des Grillens ist umweltschonenderes Handeln ebenfalls möglich. Um die Rauchbildung zu verringern (schont Lungen und Luft!), kann auf Gas- und Elektrogrills zurückgegriffen oder eine Anzündhilfe für Kohle verwendet werden. Damit geht das Anfeuern auch deutlich schneller J. Bei der Holzkohle sollte auf Zertifizierungen durch FSC oder Naturland geachtet werden, um Kohle aus verantwortungsvollen Quellen zu erwerben. Mittlerweile gibt es auch gute Alternativen, wie z.B. Briketts aus Olivenkernen, Kokos oder Weinreben.
Und noch was zum leidigen Thema Grillreinigung: Um Schmutz zuverlässig zu entfernen, den Rost nach dem Grillen in Wasser oder feuchtem Zeitungspapier einweichen. Was dann noch nicht abgeht, kann mit einer Mischung aus 100 Gramm Natron, einem EL Salz und einem EL Zitronensäurepulver abgeschrubbt werden.
Damit die Grillparty nicht nur ein voller Erfolg, sondern auch keine Last für die Umwelt wird, stelle ich dir noch ein paar Möglichkeiten vor, wie du (fast) ohne Plastikmüll über die Runden kommst.
- „Bring your own plate“: Was die meisten von uns zu Hause „en masse“ haben, ist wohl Geschirr. Warum also nicht die eigenen Teller mit zur Party bringen? Es muss ja nicht das teure Porzellan von Oma sein. Der Ikea-Mehrwegplastikteller mit dazu passendem Becher schwirrt doch bei vielen Familien in den Schränken rum. Und wenn kein Weg an Einweg-Geschirr vorbeiführt, dann gibt es auch kunststofffreie Alternativen aus Holz oder Zuckerrohr.
- Drinks aus Nudeln schlürfen: Plastikstrohhalme sind keine Freunde der Natur. Stattdessen gibt es wieder verwendbare Alternativen aus Edelstahl oder Glas. Als Einweg-Variante können Modelle aus Papier verwendet werden oder auch ganz unkonventionell: eine Makkaroni-Nudel.
- Morgen schmeckt’s auch noch: Keiner möchte, dass die Gäste verhungern. Der wohlmeinende Gastgeber überschätzt deren Mägen dann aber doch des Öfteren. Bereits bei der Einladung können die Gäste gebeten werden, einen Behälter für Reste mitzubringen, so dass übrig gebliebenes Essen nach der Feier unter allen aufgeteilt werden kann. Und am nächsten Tag nicht kochen zu müssen, ist doch eine entspannte Abwechslung!
- Eine Mail tut’s auch: Im Jahr 2021 muss es nicht immer eine analoge Einladung sein. Ist die Party vorbei, landet das Stück Papier ja schließlich doch meistens im Müll. Eine Mail oder WhatsApp-Nachricht ist vielleicht nicht ganz so stilvoll, aber kann durch die Verwendung von Fotos und hilfreichen Online-Tools auch personalisiert werden.
- Fang die Sonne ein – mit Solar-Gläsern! Die kleinen Solarpanels auf dem Deckel speichern die Sonnenstrahlung und bringen das Glas im Dunkeln zum Leuchten. Aber auch „altmodische“ Windlichter schaffen eine traumhafte, stromsparende Kulisse am Abend.
- Schmücke mit Natur: Wenn sowieso im Garten gefeiert wird, dann kann die Deko auch naturbelassener ausfallen. Blumen, Kerzen und Basteleien aus Papier wirken mindestens so ansprechend wie quietschbunte Luftballons und knittrige Plastikgirlanden. Übrigens: Kennst du schon Saatgut-Konfetti? Das enthält heimische Pflanzensamen, welche in eine Hülle aus biologisch abbaubarer Stärke gebettet sind. Eine schöne Möglichkeit, nachhaltige Spuren in der Natur zu hinterlassen.
Wer sich ein wenig von den alten Traditionen loslöst, kann sein Partygame aufpeppen und ganz einfach zu einer umweltfreundlicheren Alltagsgestaltung beitragen.
Wann steigt deine nächste nachhaltige Fete?
Gut Grill, einen fantastischen Sommer und liebe Grüße von Verena!