Sommer – Sonne – UV-Strahlung: Geht Sonnenschutz auch umwelt- und hautfreundlich?
Warum wir genauer hinsehen sollten, was wir uns auf die Haut schmieren
Sommer und Sonne satt – nach gefühlt endlosem Regenwetter und Kälte während des Frühlings, können wir jetzt endlich die Sommermonate genießen. Egal ob bei geselligen Grillabenden, dem Schlecken eines leckeren Eis und natürlich beim Baden - ein ständiger Begleiter darf nicht fehlen: die Sonnencreme. So sehr wir die Wärme auch genießen, umso wichtiger ist es, sich ausreichend gegen die Sonne zu schützen, um der Hautalterung und Erkrankungen wie Hautkrebs vorzubeugen.
Doch was ist, wenn die Sonnencreme selbst schädlich ist?
Chemie ohne Ende
Damit die Creme auch zuverlässig vor der Sonne schützen kann, muss sie Stoffe enthalten, welche als UV-Filter fungieren. Die meisten herkömmlichen Produkte enthalten chemische Filter und wandeln die UV-Strahlung in Wärmeenergie um, indem sie nach dem Auftragen in die oberste Hautschicht eindringen.
Der Haken an der Sache ist, dass viele der dabei verwendeten Stoffe schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen können. Inhaltsstoffe wie Octocrylen gelangen durch die Haut in unseren Körper; sie können Allergien auslösen und hormonelle Veränderungen hervorrufen. Nur für wenige Filter ist bisher die konkrete Wirkung nachgewiesen, doch die Liste der Verdächtigen ist lang.
Aber nicht nur für uns als Anwender stellen die Chemikalien eine Gefahr dar. Besonders, wenn diese beim Baden in der Natur ins Wasser gelangen, ist das eine große Bedrohung für empfindliche Ökosysteme. Interessanterweise dürfen Sonnencremes selbst dann noch als „wasserfest“ beworben werden, wenn nach zwei zwanzigminütigen Aufenthalten im kühlen Nass sich die Hälfte der Creme schon im Wasser befindet. Die Creme-Rückstände rufen bei Meereslebewesen sowie Tieren und Pflanzen in heimischen Gewässern Veränderungen des Erbguts hervor. Zudem beeinträchtigen sie Wachstum und Fortpflanzung. Besonders davon betroffen sind die Korallenriffe, welche sowieso schon unter der Erwärmung der Meere durch den Klimawandel leiden. Laut der amerikanischen Behörde für Ozeane und Wetter (NOAA) landen pro Jahr zwischen 6.000 und 14.000 Tonnen Sonnenschutzmittel weltweit in Korallenriffen. Dies führt dazu, dass die auf den Korallen lebenden Organismen sterben oder ihr Zuhause verlassen, so dass nur noch das weiße Korallenskelett übrigbleibt. Das wird als Korallenbleiche bezeichnet. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, sterben die Korallen ab. In vielen beliebten Tourismusdestinationen ist der Ernst der Lage inzwischen bekannt und teils wurden Verbote gegen besonders aggressive UV-Filter verhängt, wie beispielsweise auf Hawaii.
Ein weiterer negativer Bestandteil zahlreicher (Sonnen-)Cremes ist Mikroplastik. Das Plastik weder in der Umwelt noch im eigenen Körper eine Daseinsberechtigung hat, ist ja mittlerweile bekannt. Nach Angaben von „Marine Life“ landen über 82.000 Chemikalien alleine durch Körperpflegeprodukte in den Weltmeeren.
Alternativen mit Risiken
Was also können wir tun, um uns selbst und die Umwelt vor Giftstoffen zu schützen? Mittlerweile gibt es einige Kosmetikmarken, welche nachhaltige Sonnencremes anbieten. Sie verzichten auf die chemischen UV-Filter und verwenden stattdessen Filter aus Mineralien, z.B. Zinkoxid oder Titaniumdioxid. Diese legen sich als Schutzfilm außen um die Haut und reflektieren so die Sonnenstrahlen. Oft führt dies dazu, dass ein „Weißel-Effekt“ entsteht, also die Creme deutlich sichtbar auf der Haut verbleibt und man ein bisschen wie ein Gespenst aussieht. Um das zu verhindern, verkleinern einige Hersteller die mineralischen Partikel. Jedoch sind diese sogenannten Nanoteilchen ebenfalls nicht zu unterschätzen, da sie aufgrund ihrer geringen Größe die Haut durchdringen können und so in den Körper gelangen – mit bisher unbekannten Folgen. Und auch sie können die Todesursache für Wasserorganismen sein. Immerhin gibt es seit 2013 die Pflicht, dass Inhaltsstoffe, welche als Nanopartikel in Kosmetik enthalten sind, mit dem entsprechenden Kennzeichen (nano) versehen werden müssen.
Gibt es denn gar keinen Weg, Sonnencreme mit gutem Gewissen zu verwenden?
Tipps für nachhaltigen Sonnenschutz
Grundsätzlich ist der idealste Weg, um sich vor den starken Sonnenstrahlen zu schützen, sich vorwiegend im Schatten aufzuhalten und die Mittagssonne zu meiden. Ebenso helfen lange dunkle Kleidung, Kopfbedeckungen sowie spezielle UV-Schutzkleidung, welche auch zum Baden geeignet ist. Aber mal ehrlich: Wer will schon bei 30 Grad in Pullover und langer Hose herumlaufen?
- Im Internet findest du viele Empfehlungen zu nachhaltigen Sonnencremes, welche auf chemische UV-Filter sowie mineralische im Nano-Format verzichten.
- Für den Einkauf im Laden empfiehlt sich die App „CodeCheck“, welche für Körper und Umwelt bedenkliche Inhaltsstoffe beim Einscannen des Barcodes aufzeigt.
- Auch Nachhaltigkeitssiegel für Kosmetik sind ein Anhaltspunkt, wie z.B. Natrue, Cosmos, Ecocert oder BDIH. Diese verbieten die chemischen Filter und Mikroplastik, jedoch keine Nanopartikel.
- Cremes mit chemischem Filter solltest du grundsätzlich nur anwenden, wenn du nicht vorhast, baden zu gehen.
- Und allgemein gilt, sich nicht direkt vor dem Schwimmen einzucremen. Damit sie richtig schützt, muss jede Sonnencreme sowieso ungefähr eine halbe Stunde einziehen und so vermeidet ihr außerdem, dass unnötig viel Sonnenschutz ins Wasser gelangt.
- Sonnencreme mit mineralischen Filtern sollte besonders sorgfältig aufgetragen werden, damit ein gleichmäßiger Schutz entsteht.
- Weiterhin ist es empfehlenswert, auf Sonnenschutz in Sprayform zu verzichten, damit weniger Produkt aus Versehen in der Natur landet.
Du siehst, bisher gibt es leider nicht die EINE perfekte Lösung, um sowohl die eigene Haut vor Sonnenbrand als auch die Umwelt vor Schadstoffen zu bewahren. Es gilt also, wie so oft in der Nachhaltigkeit, Kompromisse zu finden.
In diesem Sinne, wünsche dir einen wunderbaren, sonnigen und sonnenbrandfreien Sommer!
Sonnige Grüße von Verena ☀️
PS: Wenn du noch Meinungen und Tipps zu diesem Thema hast, schreibe es gerne in die Kommentare.