Wanderfreuden im herbstlichen Harz
Märchenhaft – Bunt – Genussvoll:
Mit einem blauen Zug fing alles an. Der schnittige Harz-Berlin-Express befördert an den Wochenenden wander- und ausflugswillige Städter in die wundervolle Harzregion. Auf direktem Wege, bequem und erfreulich günstig (15 Euro eine Strecke; 19 Euro Hin-und-zurück) gelangen Sie aus den Niederungen der Großstadt in sagenumwobene Bergwelten.
Der Harz ist ein Zusammenschluss des Harz-Nationalparks und diverser Naturparks rings um das gleichnamige Mittelgebirge, das von West nach Ost vom romantischen Flüsschen Bode und von Nord nach Süd von der ehemaligen innerdeutschen Landesgrenze durchschnitten wird.
Seit meinem bisher einzigen Besuch im Harz in Kindertagen, als der Brocken – mit 1.141 m höchster Berg Norddeutschlands – verbotene Zone war, hat sich hier viel verändert.
Heute erstrahlen die typischen adretten Fachwerkhäuser der Region in frischen Farben, während glücklicherweise weitestgehend davon abgesehen wurde, die charaktervollen Pflastersteine durch langweiligen Asphalt zu ersetzen. An den nördlichen Harzrand geschmiegt, liegt das malerische Städtchen Blankenburg. Hier befindet sich das GreenLine Schlosshotel Blankenburg, und ich durfte 2 Nächte lang Schlossfräulein spielen.
So saß ich am Samstagmorgen um 7 Uhr im blauen Zug. Bei der zweieinhalb-stündigen Fahrt mit dem HEX schaute ich auf den ersten Kilometern zu, wie die Stadt erwacht, um anschließend die vorbeiziehende Natur zu bewundern.
In Halberstadt wird der blaue Zug geteilt. Die vordere Hälfte fährt weiter nach Thale und die hintere in den Westharz nach Goslar. Für die Weiterreise nach Blankenburg musste ich in Halberstadt umsteigen, insofern hatte ich freie Platzwahl. Zwischen Blankenburg und Halberstadt verkehrt ein – ebenfalls blauer – Miniaturzug, in diesem Format gern auch ‚Ferkeltaxe‘ genannt. Ab Bahnhof ging es per kurzer Taxifahrt auf direktem Weg ins imposante Schlosshotel.
Unbewandert in der Blankenburger Historie und Architektur, dachte ich zuerst, beim Hotel handele es sich um das Schloss höchstselbst. Dieses liegt aber erhaben auf einem Höhenzug und blickt milde lächelnd auf das nicht-blaublütige Schlosshotel herab, welches im früheren Leben eine Infanteriekaserne war. Beim Anblick der unverstellten eindrucksvollen Sandsteinfassade mit dem imposanten Torbogen stieg die Neugier, was mich wohl dahinter erwarten mag. In meinem Fall einige auscheckende Gäste, die den Rezeptionsbereich in der freundlich ausgeleuchteten Halle bevölkerten. Ich stellte nur kurz mein Köfferchen unter und fuhr weiter zum Kloster Michaelstein.
Im Kloster gab es eine Führung durch den eindrucksvollen Klostergarten unter dem Motto „Von Muckefuck bis Kräuterwein“. Die Besucherzahlen bestätigten, das Interesse am beinahe verloren gegangenen Wissen um Heilpflanzen und wilde Küchenkräuter ist enorm gestiegen. Neben allerlei Wissenswertem über Zichorie und Co. gab es zum Abschluss eine kleine Verkostung von Wein mit Muskateller-Salbei und einer Limonade mit Andorn und Bergminze. Das Kloster Michaelstein bietet ganzjährig spannende Workshops und Führungen an und der Klostergarten ist während der Öffnungszeiten frei zugänglich.
Anschließend schlenderte ich nach einem kurzen Plausch mit Kräuterfrau Sabine Volk auf dem Rad- und Wanderweg R1 in Richtung Hotel. Das letzte Stück führte durch die hübsche Altstadt Blankenburgs, vorbei an der Stadtmauer, am Marktplatz mit dem schönen Rathaus und an jeder Menge historischen Häusern.
Jetzt hieß es ankommen und die Füße hochlegen. Die würde ich am nächsten Tag noch brauchen… Mein Zimmer war noch nicht ganz fertig und ich nutzte die Gunst der Stunde, um auf der Sonnen-Terrasse eine köstliche Scheurebe zu schlürfen und mich auf das zu freuen, was da kommen solle. Um den Hunger zu stillen, wurde mir vom freundlichen Kellner die Tageskarte mit herzhaften Kleinigkeiten oder das kleine Kuchenbuffet mit Selbstgebackenem und Torten vom regionalen Konditor ans Herz gelegt.
Nun bezog ich mein helles und geräumiges Zimmer mit Ausblick auf den Schlosspark. Bei offenem Fenster konnte ich dem Zwitschern der Vögel lauschen. Dann fiel mein Blick auf den Schreibtisch, auf dem ein Exemplar des Buches „Altes Kräuterwissen aus dem Harz“ als Willkommensgeschenk lag. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass mein Herz für Wildkräuter schlägt. Herzlichen Dank für diese nette Überraschung! Neben dem Schreibtisch und dem obligatorischen Doppelbett gab es im Zimmer eine gemütliche Sitzecke und einen hübsch gemusterten flauschig-weichen Bodenbelag. Auch den Weichegrad des Bettes testete ich unmittelbar, beim Versuch eine Mütze Schlaf nachzuholen.
Aufgehübscht und mit großem Appetit ging ich am Abend in den Speisesaal, dessen Längsseite vom Fenster eingenommen wird. Auf jedem der paarweise angeordneten kleinen Tische stand eine Vase mit einer frischen Blüte. Hübsch. Ich mischte mich unter die leise plaudernden Gäste und studierte die Speisekarte voller Köstlichkeiten von Küchenchef Michael Feige. Ich entschied mich für perfekt gebratenes Roastbeef mit Pfifferlingen und Kartoffelgratin. Zum Dessert gab es Variationen vom Holunder. Köstlich.
Nach dem Essen machte ich mich zu einem Spaziergang zum Schloss auf. Die Tore des Schlossparks waren unverschlossen und die Wege halbwegs vom Mond ausgeleuchtet. Unter dem Kragen des Schlosses angekommen, umrundete ich dieses, warf einen Blick auf die Lichter Blankenburgs und folgte einem Weg bergab, der unweit des Hotels in der Altstadt endete. Über ein romantisches Altstadt-Sträßchen mit Holperpflaster und bunten Fachwerkhäuschen mit Fenstern in Hüfthöhe gelangte ich zurück zum Schlosshotel.
Für den nächsten Tag hatte ich große Pläne. Dank des freundlichen und jederzeit sehr hilfsbereiten Personals und eines im Foyer aufgehängten Info-Bildschirms mit allen wichtigen Links zu Fahrplänen, Wanderrouten und kulturellen Highlights, wusste ich nun, wie ich per Bus, direkt vom Hotel in die herrliche Harz-Landschaft abtauchen konnte.
Am Morgen stärkte ich mich an dem üppigen Frühstücksbuffet. Neben den üblichen Verdächtigen gab es selbst gebackenes Brot, frisch gepresste Säfte und kleine Blätterteig-Teilchen sowie selbst gemachten Marmeladen. Freundlicherweise schnürte mir das zuvorkommende Servicepersonal auf Nachfrage innerhalb kürzester Zeit auch noch ein feines Päckchen Wanderproviant. Toll!
Mit gepacktem Rucksack vertraute ich mich dann einem der in regelmäßigen Abständen ins gesamte Harzgebiet ausschwärmenden Busse an. Blankenburg ist wunderbar zentral gelegen und man gelangt mit Bus, Bahn oder Auto innerhalb einer halben Stunde in jede Harzregion oder -ortschaft, die man sich zur Erkundung auserkoren hat, sei dies Goslar, Quedlinburg, Wernigerode, Thale, Bad Harzburg oder die Domstadt Halberstadt. Auch für eine Brocken-Wanderung und Touren im Westharz ist Blankenburg ein guter Ausgangspunkt. Die Anbindung an Berlin und den Rest der Republik ist dank der B6N, die die A7 und A14 verbindet und bis Mecklenburg-Vorpommern verlängert werden soll, sehr gut. Und dann ist da ja noch der blaue Zug…
Ich fuhr hinunter zur Talsperre Wendefurth, der kleinen Schwester der Rappbodetalsperre, um dort die etwa 20 km lange Wanderung durchs Bodetal anzutreten. Diese Strecke ist die Schluss-Etappe des Harzer Hexenstiegs, eines Fernwanderweges quer durch das gesamte Mittelgebirge. Sie führt anfangs auf breitem Uferweg durch liebliche Landschaft und wird hinter Altenbrak zunehmend rauer und spektakulärer. Das zahme Flüsschen Bode mit sanft in der Strömung wiegenden Algenschweifen wird durch enge Felskessel gepresst und reagiert schäumend. Das grandiose Finale bildet die von Hexentanzplatz und Rosstrappe eingerahmte Schlucht mit Ausblicken auf die weit unten rauschende Bode und die Laub-bunten Granitwände hinauf zu den wohl bekanntesten Touristen-Tummelplätzen des Harzes. An der Teufelsbrücke war ich dann wieder auf Flussniveau und freute mich, anderthalb Kilometer vor dem Ziel im Gasthof Königsruh einen Weißwein auf die quasi schon geschaffte Tour zu trinken. Der Rest bis Thale lief sich dann ganz von allein. Eine wunderschöne Tour, die bald in meinem Wanderblog ausführlicher nachzulesen sein wird.
Für die Rückfahrt nahm ich erneut den Bus und wählte die sehenswerte Strecke direkt durchs Bodetal. Möchten Sie während Ihres Aufenthaltes im Blankenburger Schlosshotel die Füße lieber schonen, können Sie auch wie ein Vogel schweben. Richtig gelesen – schweben. An der Rappbodetalsperre steht die größte Doppelseilrutsche Europas (Megazipline) , an der Sie 120 m über dem Abgrund 1 km weit im Gleitflug über die Talsperre segeln.
Unaufgeregter, aber nicht minder spektakulär ist eine Fahrt mit dem Sessellift zur sagenumwobenen Roßtrappe sowie mit der Kabinenseilbahn mit Glasboden zum beliebt-berüchtigten Hexentanzplatz. Hier gibt es ebenfalls zahlreiche Wanderwege mit herrlichen Panoramen. Oder Sie besuchen die mystischen Höhlenwelten der Rübeländer Tropfsteinhöhlen, in welchen Sie neben den malerischen Tropfsteinen die seltenen Grottenolme bewundern können.
Auch vom Wasser aus ist die in buntes Blätterkleid getauchte Harzlandschaft zu genießen, denn an der Talsperre Wendefurth können Ruder- und Tretboote ausgeliehen oder eine Floßfahrt angetreten werden. Oder Sie schauen lediglich zu und schlemmen derweil im schwimmenden Restaurant. Wer sich für Handwerk der Region interessiert, besucht die Harzköhlerei, das erste Köhlereimuseum Deutschlands, und für Freunde regionaler Lebensmittel empfiehlt sich ein Besuch des Brockenbauers oder Sie erkunden das breite Sortiment Harzer Spezialitäten in einem der regionalen Geschäfte. Wer es ganz und gar entspannt mag, gönnt sich ein Bad in der Bodethal Therme mit großer Saunalandschaft in Thale mit Blick hinauf zum Hexentanzplatz und umliegenden Felsen.
Im Wellnessbereich des Schlosshotels Blankenburg können Sie ebenso in stimmungsvollem Ambiente in zwei Saunen die Seele baumeln lassen, einer Massage frönen oder eines der Wellness-Pakete in Anspruch nehmen. Nach dem Abendessen – einem Buffet mit einer Vielzahl warmer Speisen und mehreren Dessertvarianten – hätte ich diesen ereignisreichen Tag an der coolen Hotelbar ausklingen lassen können, aber so ganz allein, war mir ein Gläschen Wein mit Lektüre in meiner gemütlichen Sitzecke dann doch lieber.
Am Dienstag wanderte ich nach dem ausgiebigen und sehr leckeren Frühstück mit zwei charmanten Frauen, die mir am Vortag mit ihren Wanderrucksäcken aufgefallen waren und das Wander-Special gebucht hatten, zu den Sandsteinhöhlen bei Blankenburg. Ein faszinierendes Stückchen Geologie mitten im Nadelwald! Bei großer Hitze und nicht eingeplantem Umweg über die eindrucksvolle Felsenburg Regenstein musste ich den langen Rückweg flotten Schrittes absolvieren.
Hoteldirektor Häberer hatte sich extra Zeit für ein Gespräch genommen, um bei einer Flasche Blankenburger Wiesenquell, dem regionalen Mineralwasser, meinen rundum positiven Eindruck mit Fakten zu unterfüttern. So erfuhr ich, dass im Schlosshotel ein Klima-Fußabdruck gemacht wurde, viele Produkte – unter anderem Obst, Gemüse, Eier und Wurst – aus der Region kommen, Brote selbst gebacken werden, grundsätzlich recyceltes Papier verwendet wird und es Bestrebungen gibt, in Zukunft gänzlich papierlos zu arbeiten. Von Ökostrom über E-Tankstelle möchte man Zeichen setzen. Super!
Die verbleibende Zeit nutzte ich für eine Dusche, köstliche Soljanka von der Tageskarte und einen letzten Schluck Scheurebe. Bis zur Halskrause beglückt trat ich nachmittags die Heimreise mit dem Fernbus an, der die Strecke Blankenburg – Berlin in 3,5 Stunden direkt und preiswert zurücklegt.
Dies wird definitiv nicht mein letzter Besuch im Harz gewesen sein. Ich habe noch einen Gipfel zu besteigen! Vielleicht sehen wir uns ja im Harz-Berlin-Express oder Fernbus, wenn Sie auf dem Weg in Ihre Auszeit im Schlosshotel Blankenburg sind. Jetzt im Goldenen Herbst, wenn der Harz im bunten Blätterkleid betörend aussieht, im Winter, wenn Sie im Pferdeschlitten durch die weiße Bergwelt gleiten können, oder im Frühjahr, wenn sich die Stadt Blankenburg in ein Blütenmeer verwandelt…
Im Schlosshotel gibt es Angebote für jeden Geschmack und Anlass. Egal, ob Sie eine Wanderwoche mit Proviant und warmen Abendmahl buchen oder sich spontan für das bunte Herbstzauber-Programm entscheiden, ein romantisches Wochenende zu zweit planen oder entspannte Wellness-Tage mit der Freundin - Ihr Päckchen ist bereits geschnürt. Nur den Koffer müssen Sie noch selber packen.
In diesem Sinne – ab in den Harz!
Eure Peggy Schatz